Fallstudie Stefan, 58, Risikopatient Wir erzählen hier die Geschichte von Stefan und Ähnlichkeiten zu lebenden Personen sind beabsichtigt und nicht zufällig. Stefan ist 58 Jahre alt, Raucher und bei 174 cm Körpergröße und einem Gewicht von 103 Kilogramm liegt der gewünschte und empfohlene Body-Mass-Index von 24,9 in weiter Ferne. Stefan ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. In seinem Bürojob gehört Bewegung nicht zu seinem Tätigkeitsprofil und für die 4 Stockwerke, die es zu seinem Arbeitsplatz zu erklimmen gilt, gibt es einen Aufzug. Frei nach dem Motto, wenn ein solches Gerät für viel Geld eingebaut wurde, sollte man es auch benutzen und nicht die Treppe. Bewegung beschränkt sich für ihn am Abend auf den Gang in den Keller zum Bier holen und 2-3-4 Flaschen am Abend gehören zu einem entspannten Feierabend ganz einfach dazu. Was jedoch zum Tätigkeitsprofil seines Berufs gehört, ist leider Stress. Zu Mittag gibt es in der hauseigenen Kantine zwar vegetarische Gerichte und Stefan nimmt sich auch jeden Tag kurz vor der Mittagspause vor, sich heute fleischfrei zu ernähren. Dann steht das Kotelett da und der Wille war stark, doch das Fleisch, in diesem Fall in Form eines Koteletts ist schwach. Am Abend gibt’s dann noch eine Vesper mit Hausmacher Wurst und danach ist der Weg zur Couch kurz. Früher, ja da war das noch anders, schon ganz früh wurde Stefan von seinem Vater mit zum Fußballspielen genommen und im örtlichen Fußballverein hat er es bis in die erste Mannschaft gebracht. Er war fit und konnte sehr gut mithalten. Heute beschränken sich seine Fußball-Aktivitäten nur noch aufs Fußball-Zuschauen am Sonntagnachmittag. Übrigens, sein Vater ist vor einigen Jahren 8 | GUT ZUM HERZ
an einem Herzinfarkt verstorben. Stefans Frau Evi führt ein viel aktiveres Leben, sie ist eine derjenigen, die praktisch nie bei den zweimal wöchentlich stattfindenden Walking-Runden der Nachbarn vom Neubaugebiet fehlt. In ihrem Beruf im Verkauf im Einzelhandel ist sie den ganzen Tag auf den Beinen. Natürlich hat Evi im Laufe der 27 Jahren Ehe mit Sorge beobachtet, wie Stefan immer unbeweglicher wurde und bei den kleinsten Anstrengungen schon außer Puste kommt. Mit von der Partie aus den Walking-Runden vom Neubaugebiet ist Silke, die in der Praxis des Hausarztes von Evi und Stefan arbeitet. Natürlich reden die Frauen über Ihre Männer und alle kennen sich. Nachdem Stefan auf unzählige Bitten von Evi selbst nicht reagiert hat, wurde Evi selbst aktiv und hat bei Silke einen Termin für Stefan beim Hausarzt zum Check gemacht. Das Ergebnis war für alle erschütternd. Der Blutdruck viel zu hoch, die Blutwerte jenseits von allen Normbereichen und das EKG unter Belastung ließ nur eine Entscheidung zu, nämlich die zu einer Überweisung zum Kardiologen. Natürlich wusste Silkes Chef, der Hausarzt von der Todesursache von Stefans Vater und vor diesem Hintergrund war Eile geboten. Hinzu kommen alle auf den ersten Blick ersichtlichen Risikofaktoren, die es sofort abzustellen gilt. Mit dem Rauchen aufhören, viel mehr Bewegung, gesunde Ernährung und den Stress reduzieren. Da sich viele der Risikofaktoren jedoch nicht sofort abstellen lassen, muss es jetzt schnell gehen und der Termin im Herzkatheterlabor in der Klinik der nächsten größeren Stadt steht schon 6 Tage später fest. Stefans Leben hat sich von heute auf morgen auf den Kopf gestellt und für die ganze Familie gibt es kein anderes Thema mehr als die Angst vor dem, was bei der Herzkatheterun- GUT ZUM HERZ | 9
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